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POLITEIA - Wo bleiben deine Frauen?

Politikerinnen und Wissenschaftlerinnen diskutierten über Hürden und Herausforderungen weiblichen Engagements in der Politik. Jetzt mit Link zur Aufzeichnung der gesamten Diskussionsrunde.

Unter dem Titel „POLITEIA – wo bleiben deine Frauen? Wege zu einer gleichberechtigten politischen Teilhabe“ luden Gleichstellungsakteurinnen der Johannes Gutenberg-Universität Mainz, der Hochschule Mainz, der Katholischen Hochschule Mainz und der Hochschule RheinMain (HSRM) am Donnerstagabend zu einer kooperativen digitalen Podiumsdiskussion ein. Nach „Alma Mater – wo bleiben deine Frauen? Universitäre Frauenförderung auf dem Prüfstand“ (2019) und „Oeconomia - wo bleiben deine Frauen? Hürden überwinden – Chancen ergreifen. Frauen auf dem Weg nach oben“ bildete die Veranstaltung den dritten und letzten Teil des kooperativen Formats.

Einflussfaktoren auf weibliche Beteiligung im politischen Feld

Nach der Begrüßung der über 60 interessierten Teilnehmer:innen durch Monika Stegmann, stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte der HSRM, wurde das Thema des Abends zunächst mit einem Filmausschnitt aus „Die Unbeugsamen“ von Torsten Körner (Journalist, Autor und Dokumentarfilmer) beleuchtet. Im Anschluss trat Moderatorin Katja Irle in den Dialog mit der Protagonistin, Politikerin und Sozialwissenschaftlerin Prof. Ursula Männle, die erzählte, wie ihre Lebensgeschichte ihr politisches Engagement beeinflusst hat und wie sie die politische Rolle der Frauen im Verlauf ihres Lebens erlebte. Sie kritisierte den damals wie heute in der Politik präsenten Sexismus und sprach über die weiterhin notwendige Diskussion über Quotenregelungen, insbesondere im Austausch mit jungen Männern.

Anschließend folgte die Vorstellung der Expertinnen aus Wissenschaft und politischer Praxis, die gemeinsam eine Podiumsdiskussion in zwei Runden führten. Beteiligt waren Dr. Dorothee Beck (Politikwissenschaftlerin, Publizistin), Nadine Gersberg (MdL SPD Hessen, Diplom-Sozialwirtin), Anke Robert (Rechtswissenschaftlerin, Sprecherin des Frauenpolitischen Rates Brandenburg e. V. und Mitbegründerin des Vereins Frauen aufs Podium) sowie Christin Sauer (Ortsvorsteherin von Mainz-Hartenberg/Münchfeld, Vorsitzende des Kreisverbands Mainz und umweltpolitische Sprecherin der Stadtratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen).

Klassische Rollenbilder, Sexismus und Empowerment

In den Fokus ihrer Diskussionsrunden stellten sie die Frage, warum Frauen in politischen Ämtern und Parlamenten weiterhin unterrepräsentiert sind – denn aktuell haben rund 70 Prozent aller Mandate in Bund, Ländern und Kommunen Männer inne. Sie beleuchteten die Frage nach den Ursachen dieser Verteilung, die Rolle soziostruktureller Faktoren, von Kommunikations- und Diskussionsstilen und Parteikulturen. Klassische Rollenverteilungen seien dabei ein zentraler Faktor, da viele Frauen die hohe Dichte professioneller oder ehrenamtlicher politischer Termine nicht mit familiären Verpflichtungen vereinbaren könnten.

Zudem diskutierten die Expertinnen Rahmenbedingungen und Verhaltensstile, die ein höheres Engagement von Frauen im politischen Feld begünstigen, und gaben nach gegenwärtigen Befunden und Ursachen auch Einblicke in zukünftige Perspektiven. Wichtig sei dabei unter anderem, weibliche Politiker:innen besser vor der Hasskultur und frauenverachtenden Kommentaren im Internet zu schützen, aus dessen Kontaktmöglichkeiten gerade mit jungen Zielgruppen sie sich nicht verdrängen lassen dürften. Nicht zuletzt komme es darauf an, so das Fazit des Abends, dass Frauen in der Politik sich gegenseitig unterstützen und Netzwerke bilden. Nur so könne dauerhaft eine Kultur entstehen, in der Frauen sich qualifizieren, ihr Selbstbewusstsein stärken und vor allen Dingen gerne Teil der politischen Landschaft sein können.

Eine Aufzeichnung der Veranstaltung ist hier verfügbar.