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Presse und Aktuelles

Stärkung der regionalen Gesundheitsversorgung

Forschungsprojekt FAMOUS: Team der KH Mainz untersucht die Versorgung von multimorbiden Patienten in Hausarztpraxen durch den Einsatz akademisch ausgebildeter Pflegekräfte.

Christina Ströhm, Professorin Dr. Renate Stemmer und Olivia Wöhrle (von links) untersuchen im Forschungsprojekt FAMOUS den Einsatz von Advanced Practice Nurses (APNs) in ländlichen Hausarztpraxen. (© KH Mainz)

Sie sind Pflegespezialisten/-innen, Ansprechpartner/-innen für Patienten und Angehörige, Fallmanager/-innen und Teil des Teams einer hausärztlichen Praxis. So ließe sich das Berufsbild der Advanced Practice Nurses (APN) umreißen, deren Einsatz in ländlichen Hausarztpraxen im Mittelpunkt des Forschungsprojektes FAMOUS steht. „Fallbezogene Versorgung multimorbider Patient/-innen in Hausarztpraxen durch Advanced Practice Nurses“ – so lautet der komplette Titel des an der KH Mainz angesiedelten Projektes, das mit 4,2 Millionen Euro durch den Innovationsfonds des Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) gefördert wird.

„Das Projekt zielt auf eine Stabilisierung der Gesundheits- und häuslichen Versorgungssituation von Patienten, die an drei oder mehr chronischen Erkrankungen leiden – sogenannte multimorbide Patienten. Wir untersuchen, wie diese Stabilisierung durch den Einsatz von APNs erreicht werden kann. Bei der APN handelt es sich um eine akademisch ausgebildete Pflegeperson, die in der Regel über einen Masterabschluss verfügt und eng mit dem Hausarzt zusammenarbeitet“, erläutert Professorin Dr. Renate Stemmer, die das Projekt leitet und als Professorin für Pflegewissenschaft und Pflegemanagement an der KH Mainz lehrt. Das auf dreieinhalb Jahre angelegte Projekt startet zum Oktober 2020. Projektpartner sind das Institut für Medizinische Biometrie, Epidemiologie und Informatik (IMBEI) der Universitätsmedizin Mainz, der BKK Landesverband Mitte, die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz sowie das Institut für Public Health und Pflegeforschung der Universität Bremen.

Gerade die Versorgung multimorbider Patienten/-innen sei durch den drohenden, und in vielen ländlichen Regionen bereits bestehenden, Hausarztmangel ein zunehmendes Problem. Um den Versorgungsbedarf trotzdem decken zu können, setzt das Projekt auf die Stärkung der Patienten sowie eine bedarfsgerechte Begleitung durch die APNs. „Gerade für multimorbide Patienten ist es wichtig, dass ihre Situation gut eingeschätzt wird, um adäquat reagieren zu können. Auch der Informationsfluss zwischen Patient, Hausarzt und weiteren Einrichtungen – wie Krankenhäuser oder Fachärzten – ist enorm wichtig. Es geht also sowohl um medizinische Bedarfe als auch um Fragen einer möglichst sicheren Alltagsbewältigung. Hier erhoffen wir uns durch den Einsatz von APNs eine entsprechende Stabilisierung, die dann letztlich auch die Hausärzte entlastet und Notfallsituationen oder Krankenhausaufenthalte reduziert“, schildert Renate Stemmer.

Ein Einsatz von APNs in der hausarztnahen Versorgung, wie er im Zuge des Projektes FAMOUS geplant ist, sei bundesweit neu. Rund 1200 Patienten sollen während der Projektlaufzeit von APNs betreut werden. Der Fokus des Projekts liegt auf Rheinland-Pfalz, wo 2022 bereits 61 Prozent der Hausärzte das Rentenalter erreiche. Hierdurch stehe gerade die ländliche Versorgung zunehmend auf der Kippe, schildern die Projektmitarbeiterinnen. „Spannend an diesem Projekt finde ich, dass es tatsächlich das Potenzial hat, einen Beitrag zur Sicherung und Verbesserung der Gesundheitsversorgung zu leisten. Zudem ist es ein sehr attraktives Tätigkeitsgebiet für akademisch qualifizierte Pflegende“, betont Olivia Wöhrle. „Hier entstehen Aufgabenfelder und Stellen, die dazu führen, dass die Akademisierung auch direkt beim Patienten ankommt“, ergänzt Christina Ströhm. Beide sind im Projekt FAMOUS als wissenschaftliche Mitarbeiterinnen tätig.

Aktuell beschäftigt die Mitarbeiterinnen die Suche nach geeigneten Praxen und APNs. „Wir planen das Projekt mit 12 Hausarztpraxen, bei denen die APNs tätig sein werden. Vor Beginn des Einsatzes erfolgt eine viermonatige Schulung und auch während der Projektlaufzeit begleiten und schulen wir die Beteiligten“, erläutert Christina Ströhm. Gesucht werden Pflegefachpersonen, die über einen Masterabschluss mit Schwerpunkt im Bereich APN verfügen.

Ab Mitte August wird die Ausschreibung auf der Homepage der KH Mainz zugänglich sein. Für Fragen zum Projekt steht Professorin Dr. Renate Stemmer unter folgendem Kontakt gerne zu Verfügung: renate.stemmer[at]kh-mz(dot)de